Muskatmühlen
- Sonntagsarbeit
Eine lange Winterpause ging jetzt zu Ende:
Passend zur Muskatmühle wünschte sich Frau Nachbarin Salz- und Pfefferstreuer aus gestocktem Buchenholz.
Beim Stöbern in Kartons mit alten Fotos werden oft Erinnerungen wach an Ereignisse, die schon lange zurückliegen können.
Vor einigen Tagen war der Besuch einer Würzburger Schulklasse angekündigt, die das Heimatmuseum „Salzhaus“ besuchen wollten.
Ich wurde gebeten die Schülerinnen und Schüler durch das ehrwürdige Gebäude mit seiner eindrucksvollen Ausstattung zu führen und ihnen das Leben ihrer Groß- und Urgroßeltern zu schildern.
Ach, übrigens: Carlotta staunte nicht schlecht, als sie mich sah. Und bei der Lehrerin, mit der ich vorher bereits telefoniert hatte, dauerte es einen kleinen Moment, bis sie realisierte, dass die beiden „Schellenbergers“ irgendwie zusammengehören.
Die Kinder erlebten einen eindrucksvollen Museumsbesuch:
Sie probierten das Laufen in Rhöner Holzschuhen, sie schrieben mit Feder und Tinte in der „Museumsschule“; mit der Schusterkugel war zu sehen, wie sich in früheren Zeiten die Schuster an ihrem Arbeitsplatz ausreichend Licht schufen. Das riesige Grammophon drehte sich auch ohne elektrischen Antrieb, jedoch war der „Hörgenuss“ nicht gerade berauschend.
So langsam bekamen die Kinder dann kalte Füße. Unten im Fronhof war es noch sommerlich warm und man genoss die Sonne.
Begeisterung kam auf, als ich das alte „Puff-Puff-Knatterboot“ aus der
Spielzeugsammlung des Museums in einer Waschwanne in Betrieb nahm.
Die Kreisel, die ich danach an die Schüler, deren Tutoren
und Lehrkräfte verschenkte waren ein willkommenes Andenken an einen erlebnisreichen Tag.
Absätze für Damenschuhe
Während die "Muskat-Mühlen-Produktion" auf Hochtouren lief, kam der Schuhmacher Thorstern Gernert aus Iphofen, der mich regelmäßig mit handgemachten orthopädischen Maßschuhen versorgt,
mit einem ganz besonderen Wusch daher:
Eine Kundin, für die er ein Paar Maßschuhe angefertigt hatte, wünschte sich für diese Schuhe Absätze aus Holz.
Und er wollte nun wissen, ob wir ihm diese Absätze drechseln könnten.
Er zeigte uns ein Muster aus Kunststoff, das dem endgültigen Produkt ähnlich war.
Es war nicht rund. Damit war die Anfertigung auf der Drechselbank nicht möglich.
Meine Tochter nahm die Maße des Musters, erstellte eine Zeichnung und änderte sie so ab, dass sie die gewünschte Kontur ergaben.
Und wir entschieden uns, den Auftrag der Holzbildhauerin Johanna Barth in Bischofsheim zu erteilen.
Die Form der Absätze war nun genau an die Konturen der Schuhe angepasst;
nun musste noch der Oberflächenschutz angebracht werden.
Dazu verwendeten wir "Tec-Oil", das bei stark strapazierten Holzfußböden eingesetzt wird.
Danach befestigte Schumacher Thorsten Gernert die Absätze an den bereitstehenden schicken Schuhen und die handwerklichen Unikate waren bereit für den Platz unter dem Weihnachtsbaum.
Vom Klotz zur Kugel:
Mein Freund,
der Claudio, brachte sich aus dem Urlaub auf Sizilien ein original
italienisches Boccia-Kugel-Set mit. Und dann hat er die kleine Zielkugel aus
Holz, den Pallino (auch „die Wutz“ genannt) irgendwie versemmelt.
„Schellie, kannste mal…“, fragte er mich. Daraufhin stellte ich die
Mühlenfertigung ein, spannte einen Hartholzklotz auf die Bank, dreht ihn rund
auf nahezu den gewünschten Durchmesser, der auch der Länge entspricht. Die
Mittellinie wurde angezeichnet
Zum
Kugeldrehen verwende ich keine der schweineteuren „Kugel-Drehvorrichtungen“.
Ich mache es noch nach „Altvätersitte“ nur mit den vorhandenen Handwerkzeugen.
Ausgehend von der Mittellinie wird dabei links und rechts jeweils das Holz
weggedrechselt, das nicht zur Kugel gehört.
Eine
schmale, über den ganzen Durchmesser gehende Rille wird jetzt als „Äquator“
über die Mitte gedreht.
Die Kugel wird nun erneut um 90Grad gedreht eingespannt. Und alles Material, das über dem Äquator liegt, wird weg „gehauen“.
Dann kommt der „Rest“ dran, der bis jetzt durch die (weißen) Kunststoffbuchsen verdeckt war: Nochmals umspannen, wieder das überstehende Holz wegdrechseln und die Kugel ist nahezu fertig.